Nun mussten alle ran - Deutschabi am BSG oder schreiben, bis der Kuli raucht!

315 Minuten, also fünf Stunden und 15 Minuten hatten die BSGler für die Deutschaufsätze Zeit.
Fokussiert, konzentriert und optimistisch warteten die Abiturienten auf das Signal, endlich die Mappe mit den Aufgaben aufschlagen zu dürfen.

Zeitgleich mit rund 34.000 anderen bayerischen Abiturienten warfen die 67 BSGler am Donnerstag um Punkt 8:00 Uhr den ersten Blick auf die Aufgaben im Deutsch-Abi. Freilich war in der Viertelstunde, als die Noch-Schüler auf ihren zugeteilten und mit Nummern versehenen Einzelplätze auf den Startschuss von Oberstufenkoordinator Klaus Baumgartner warteten, die Anspannung greifbar. Doch so muss es wohl sein, damit dann mit Kuli, Füller oder Gelschreiber die vielen, vielen linierten Bögen mit klugen und wohlformulierten Gedanken gefüllt werden können.

Auch dem letzten G8-Jahrgang standen in Deutsch wie immer fünf Aufsatzthemen zur Wahl. Eines davon müssen die Prüflinge bearbeiten – und das innerhalb von fünf vollen und einer viertel Stunden. Das postmoderne Gedicht „unterwegs im nebel“ von Jan Wagner aus dem Jahr 2001 stellt eine Autofahrt dar. Dieses Tasten im Nebel reduziert die gewohnte Wahrnehmung des lyrischen Ichs einerseits, steigert andererseits aber auch die Fähigkeit zu Reflexion und Selbsterfahrung. Wagners Gedicht sollte nach einer Analyse mit einem Auszug aus Max Frischs „Homo faber“ verglichen werden. Sowohl der Dramenauszug aus Georg Büchners „Leonce und Lena“ als auch der epische Textausschnitt aus Arthur Schnitzlers „Ein Abschied“ beschäftigen sich mit nicht ganz glücklichen Beziehungen. Ist es bei Büchner noch Leonce, also der männliche Part, der wenig einfühlend seine Affäre mit Rosetta beendet, sich nicht auf ihre Emotionen einlassen kann, so ist es bei Schnitzler andersherum. Der Protagonist verzehrt sich nach seiner mit einem anderen Mann verheirateten Geliebten. In seinem obsessiven Warten auf diese tun sich paranoide Züge auf. Die Prüflinge sollten thematisch und erzähltechnisch nachweisen, dass Schnitzler in „Ein Abschied“ typische Motive und Formen des Erzählens, die für die Literatur um 1900 kennzeichnend sind, nutzt. Aufgabenformat IV verlangt von den Schülern die Analyse des pragmatischen Textes „Sire, geben Sie Begriffsfreiheit!“ von Gustav Seibt mit dem anschließenden Erörterungsauftrag, sich mit der Position des Autors zum Thema „Framing“ auseinanderzusetzen. Aufgabenformat V forderte von den Prüflingen entweder ganz „klassisch“ eine Erörterung oder einen Essay zur Tatsache, dass heutzutage im Internet jeder Nutzer Rezensionen zu literarischen Werken veröffentlichen kann. Dazu musste einerseits auf das eigene (Unterrichts-)Wissen und andererseits auf umfangreiches Zusatzmaterial zurückgegriffen werden. 

"Hat schon gepasst", war zwar der am häufigsten gehörte Kommentar kurz nach dem Abi, doch die strahlenden Gesichter der meisten belegen, dass das wohl die typisch bayerische Untertreibung war. ;)

Das Schuljahr im Blick