Gipfelglück in Südtirol

Die Q11 des BSG befand sich in Kastelruth auf der Bergwanderwoche

Kann es sein, dass sich Glück und Wohlbefinden komprimieren lassen wie Sauerstoff in der Flasche? Oder nachholen wie ein ausgefallenes Geburtstagsfest? Oder dass Heiterkeit und Frohsinn zu Frohsinn und Heiterkeit führen? Dass all dies möglich ist, haben die Bergwanderer des BSG, 69 Q11-Schüler und sieben Lehrkräfte, unter dem blauen Himmel der Dolomiten eindrucksvoll bewiesen.

Zunächst hatte es nicht gut ausgesehen: In der Corona-Zeit hatte die sonst in der 10. Klasse stattfindende Wanderwoche leider entfallen müssen. Auch das angestammte Hotel in Kastelruth stand nicht mehr zur Verfügung. Und die Wettervorhersage für die im September geplante Nachhol-Wanderwoche prophezeite Regenwolken und Gewitter. Zu allem Übel war noch eine ellenlange Covid-Einreisegenehmigung auszufüllen, die manch einem den letzten Nerv kostete. Und es musste dreimal schnellgetestet werden – die Hoffnung, dass niemand von den Mitfahrenden „positiv“ war, war so gewaltig wie der Langkofel oder die Marmolata.

Bis auf die Tests war dann aber wirklich alles „positiv“: Der blaue Septemberhimmel über dem schroffen Gestein; das rundum zu lobende Hotel; die planvoll aufeinander abgestimmten Bergwanderungen auf den Puflatsch, den Schlern, den Plattkofel und die Puezhütte, alles deutlich über 2000 Meter und überaus malerisch und majestätisch. Ja, auf der Puezhütte mundete sogar der Kaiserschmarrn vorzüglich – vor zwei Jahren hatte es noch gerümpfte Nasen und kritische Stimmen gegeben angesichts der individuellen Geschmacksnote der hier servierten Mehlspeise. Man möchte es kaum glauben, aber bis auf ein paar Blasen an den Füßen und bis auf leichte Zerrungen hier und da kam die ostbayerische Bergwandertuppe so gut wie problemlos auf die Gipfel und wieder hinunter. Das Gefühl, dass man etwas Großes geschafft und bezwungen hat, ergriff ein jedes Mal Schüler wie Lehrer, und bei den langen Wanderungen wurde nicht nur gekeucht und geschwitzt, sondern es wurden auch tiefsinnige Gespräche geführt – über die anstehenden Wahlen und die Parteien, über den Kalk der Alpen und das Klima, über den Ötzi – dem manche von uns in Bozen einen kleinen Besuch abstatteten – und über seine Flöhe … über Gott und die Welt also. Darüber hinaus wurde auch fleißig gesungen, schon bald war deutlich zu hören, dass die sang- und klanglose Corona-Zeit einen stimmgewaltigen Chor zur Folge hatte. Sogar die gute alte Tradition des Schafkopfens wurde nach getanem Gipfelsturm gepflegt und sorgte für Stimmung, ebenso wie die Verrenkungsübungen im Pool und die feinen Nachspeisen des Südtiroler Kochs, der in seinem Leben nach eigenem Bekunden schon Tausende von Speckknödel fabriziert hatte. Neben dem Abschiedsschmerz und der Heimkehrfreude blieb am letzten Tag vor allem noch das Gefühl der Dankbarkeit, diese Woche erlebt haben zu dürfen nach all den Unmöglichkeiten des Jahres 2021. Und das Gefühl, dass man auch Berge anderer Art wird bezwingen können mit dem Wanderwochenelan. Das Glück dieses Erlebnisses ist vielleicht doch komprimierbar – und ein paar Tröpfchen davon lassen sich in der Erinnerung ein Leben lang wieder hervorholen, wenn man sie braucht.

Das Schuljahr im Blick