
Franz Kraus: Lehrer – Künstler – Mensch


„Die Aussage von Kunst legt nicht der Künstler fest, sondern der Betrachter.“ Diese Worte von Franz Kraus können wohl als Herzstück seines Schaffens verstanden werden. Er will mit seiner Kunst und eigentlich mit seinem gesamten Handeln als Mensch und Lehrer nicht zuerst sich selbst verwirklichen oder gar exponieren, sondern vielmehr seinem Gegenüber etwas geben. Genau diesen Gedanken drehten die Kollegen des Gymnasiallehrers Franz Kraus schlichtweg um und schenkten ihm zum Eintritt in den Ruhestand die Organisation einer Kunstausstellung samt Vernissage.
Wie es der Zufall oder das Schicksal so will, fiel der letzte Diensttag des herzlichen Menschen Kraus und damit auch die feierliche Eröffnung der Kunstausstellung am Abend auf den Valentinstag. Zur Vernissage waren knapp 70 Besucher gekommen. Familie, Freunde, Kollegen und Schüler drängten sich in der Alten Metzgerei in der Herrenstraße und erlebten einen beeindruckenden Kulturabend. In den stilvoll renovierten Räumlichkeiten konnten die platzierten Gemälde und Figuren wirkungsvoll arrangiert werden. Für Ambiente sorgten zudem musikalische Darbietungen von Franz Adam, Bernadette Kandsperger und Ludwig Lankes sowie der humorige Sketch des Comedy-Duos Paul & Paul.
Geehrt wurden Kraus und sein Werk zudem durch die Laudationen des Kulturreferenten und Stadtrats Wolfgang Kerscher und Karsten Nasdal, der gemeinsam mit Stefanie Macharowsky die Kuration der Ausstellung übernommen hatte. Kerscher freute sich darüber, dass die Initiative FreiRäume, die Hand in Hand mit der Stadt Bad Kötzting arbeitet, einen Einblick in die Kunstwelt von Franz Kraus ermöglicht. Er würdigte die Leistung des Künstlers und verwies insbesondere auf dessen erstes Werk, den „bunten Hund“, der symbolisch für die Fröhlichkeit vieler Exponate, aber auch für die Bescheidenheit und Hilfsbereitschaft des Menschen Franz Kraus zu lesen sei. Nasdal gab danach einen Einblick in den „bunten“ und abwechslungsreichen Lebenslauf Kraus‘. Zur Kunst kam der ehemalige Soldat, Student der Meeresbiologie, Gymnasiallehrer für Biologie und Chemie, Lehrer in Kenia, Dokumentator im Gefängnis, Bibliothekar, diplomierter Sporttherapeut und Sportlehrer, Grund- und Hauptschullehrer (die Liste ließe sich noch fortsetzen) letztlich durch seine Schüler. Wegen ihnen und mit ihnen verschrieb er sich der Kunst und probierte sich selbst immer weiter aus.
Dies bestätigte auch Kraus selbst. Er suchte beispielsweise in der damaligen Hauptschule Möglichkeiten, Jungs aus der achten und neunten Klasse für künstlerisches Schaffen zu begeistern. Da seien „Pinsel und Malkasten nicht immer die erste Wahl“. So entstand ein riesiges Gemeinschaftswerk, eine Figur aus Pappmaché, beinahe acht Meter hoch. Die Besucher hatten bei dieser Erzählung die ungestüme und ungebändigte Schaffenskraft der jungen Leute, die Kraus zur Kunst animierte, unmittelbar vor Augen und entdeckten sie auch in so manchem seiner Werke wieder. Vereint wird diese von Kraus auch mit ethnischen Elementen, gerade in seinen abstrakten Plastiken, die das Zentrum der Ausstellung bilden. Doch auch so manches Gemälde zieht den Betrachter mit ähnlichen Realisierungen in seinen Bann, während andere mit geometrischen Formen oder vibrierenden Farbverläufen eine visuelle Tiefe bieten.
Die Kunst Franz Kraus‘ bewegt und das ist das Hauptziel seines Schaffens. Die Ausstellung ist mehr als sehenswert und beeindruckt nachhaltig. Wer sie besuchen will und wie Franz Kraus bescheiden formuliert, ein wenig mit „Kunst abschalten und sich vom Weltgeschehen ablenken will“, kann dies noch bis zum 1. März (Mi-Fr 16-19 Uhr; Sa/So 11-17 Uhr) in der Alten Metzgerei in der Herrenstraße in Bad Kötzting tun.