Europa in Bad Kötzting
BSGler, polnische und tschechische Jugendliche tragen zur Völkerverständigung bei
Im Bayerischen Wald ist die Welt zu Ende, sagt man. Wir Hinterwäldler sind ziemlich ab vom Schuss, Europa scheint da weit weg. Diesem Vorurteil begegnet der Bayerwäldler seit Jahrhunderten, wir wissen natürlich, dass da nicht viel dran ist. Nicht nur, dass Bad Kötzting zum europäischen Douzelage-Netzwerk gehört und damit deutlich besser in Europa vernetzt ist als andere Städte seiner Größe, sondern bereits bei der Jugend und an den Schulen wird Völkerverständigung großgeschrieben.
Kurz nach Frühlingsbeginn trafen sich, großzügig unterstützt vom Deutsch-Polnischen-Jugendwerk und dem Bayerischen Jugendring polnische Schülerinnen und Schüler mit Gymnasiastinnen und Gymnasiasten des Benedikt-Stattler-Gymnasiums Bad Kötzting zu einer gemeinsamen Woche mit viel persönlichem Austausch, Exkursionen und Projekten zu den brandaktuellen Themen wie nachhaltiger Konsum und 3D-Druck. Und da das BSG auch gute Verbindungen zu seinem Partnergymnasium in Domažlice (Tschechien) pflegt, wurden kurzerhand noch tschechische Schüler und Schülerinnen eingeladen, am Projekt teilzuhaben, was wiederum vom europäischen Erasmus-Programm unterstützt wurde.
Was ein solches Projekt spannend und aufregend macht, ist die Begegnung mit Gleichaltrigen, die vielleicht eine völlig andere Sicht auf Europa und das Leben haben und die eine andere Sprache sprechen. Diese Sprachbarriere wurde schnell überwunden. Die Jugendlichen verständigten sich auf Deutsch und Englisch, mit Händen und Füssen, lernten dabei ein wenig Polnisch und Tschechisch und tauschten sich im wahrsten Sinne des Wortes über alles Mögliche wie Politik, Gesellschaft und Vorurteile aus. Schnell waren die vermeintlichen Unterschiede kaum noch vorhanden, denn was Menschen in diesem Alter interessiert, ähnelt sich doch sehr. Aus vorsichtigem Argwohn und Unwissenheit entwickelten sich Vertrauen und Zuneigung – Völkerverständigung eben.
Gerade auch diese Völkerverständigung ist im Kleinen wie im Großen Voraussetzung dafür, dass wir Menschen die Herausforderungen unserer Zeit meistern. Die Jugendlichen aus den drei Nationen beschäftigten sich neben einem umfangreichen Freizeitprogramm auch mit schwierigen Themen. Ganz im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung wurden die ökologischen Kosten des Obstanbaus weltweit recherchiert, Strategien für Nachhaltigkeit bewertet, um letztlich daraus Optionen für das eigene Konsumverhalten abzuleiten. Zugleich lernten die Teilnehmer die Möglichkeiten des 3D-Drucks zur dezentralen Produktion von Verbrauchsgütern kennen und erstellten selbst einfach 3D-Objekte, die selbstverständlich gedruckt wurden.
Und so schweißten das gemeinsame Arbeiten, Sporteln, Schwimmen, Spazieren sowie die Ausflüge nach München und Regensburg die anfangs fremden Jugendlichen zusammen. Der europäische Gedanke lebt – und das auch hier oder gerade bei uns in Bad Kötzting.