„Die Hitze des Augenblicks“ – Abi am BSG
73 Abiturienten saßen fünf Stunden und 45 Minuten über den Deutschprüfungen
Ausgerüstet mit Federmäppchen, reichlich Brotzeit, einigem Adrenalin im Blut, aber vor allem mit viel Wissen und in den letzten Schuljahren angeeigneten Kompetenzen betraten die 73 BSGler genau um 7:45 Uhr die Sporthalle, nahmen an den ihnen zugeteilten Einzelplätzen Platz und rüsteten sich, um genau um 8:00 Uhr zeitgleich mit den 35.000 anderen bayerischen Prüflingen den ersten Blick auf das Deutsch-Abitur zu werfen. Viele linierte Klausur-Bögen wurden dann beschrieben.
Zur Wahl stehen im Deutschabitur immer fünf Aufsatzthemen. Für eines davon müssen sich die jungen Erwachsenen entscheiden und dieses dann knapp sechs Stunden lang bearbeiten. Ganz modern muteten die Themen oder Texte heuer an. Selbst das Gedicht „Das alte Schloß“ von Anette von Droste-Hülshoff, das schon Mitte des 19. Jahrhunderts entstand, distanziert sich bewusst von der überlebten Romantik, das lyrische Ich überwindet das Alte und erhebt sich darüber. Auch der Dramenauszug aus Tankred Dorsts „Merlin oder Das wüste Land“ (1981) spielt mit der traditionellen Teufelsdarstellung in der Literatur, karikiert diese sogar. Der Teufel, der Vater der Hauptfigur Merlin, kann seinen Sohn nicht zum Bösen verführen. Merlin setzt sich durch und kämpft für eine humane sowie gerechte Welt. Als dritte Aufgabe stand die Interpretation der Parabel „Seegeister“ (1953) von Ilse Aichinger Angebot. Sie entlarvt überzeitlich die Wohlstands- und Spaßgesellschaft, die zwanghaft den Schein wahren will, Probleme unter den Teppich kehrt, aber letztlich an Ignoranz und Selbstbetrug scheitert. Neben diesem literarischen Aufgabenblock können sich die Prüflinge auch für das Verfassen eines informierenden Textes entscheiden. Im Jahr 2023 passte nach dem Oscar-Regen für die Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“ der Auftrag, einen Vortrag über „Literaturverfilmungen“ zu verfassen. Den Abiturienten standen natürlich keine Materialien explizit zu diesem Film zur Verfügung, sondern ein Bündel an pragmatischen Texten, mit deren Hilfe ein fundierter Informationstext entstehen soll. Mit dem ganz aktuellen Thema „Hate-Speech“ setzt sich Paul Sailer-Wlasits in „Die Metastasen des Hasses“ auseinander. Die Aufgabe für die Prüflingen bestand in einer Sachtextanalyse. In einem zweiten Schritt mussten dann die vom Autor vorgeschlagenen Möglichkeiten, wie mit „Hate-Speech“ umgegangen werden soll, erörtert bzw. kommentiert werden.
„Machbar“, so lauteten die ersten Urteile der sichtlich erschöpften, aber doch zufrieden lächelnden Noch-Schüler ein paar Minuten nach der umfangreichsten Prüfung ihrer Laufbahn. Bei so manchem schlich sich das Wort „gut“ mit in den ersten Kommentar.
Sicherlich wird auch morgen wieder, wenn die Abiturienten zur nächsten „Schriftlichen“, dem sogenannten dritten, frei gewählten Abiturprüfungsfach, antreten, „die Hitze des Augenblicks“, das Gefühl, das der Protagonist im Drama so treffend beschreibt, vorherrschen. Nächsten Mittwoch müssen die 73 BSGler noch ihr Können in Mathematik beweisen, bevor dann vom 15. bis 26. Mai für jeden zwei mündliche Prüfungen, die Kolloquien, anstehen.
Das BSG wünscht seinen Abiturienten auch dafür viel Erfolg und Durchhaltevermögen. Stellvertretend für alle haben das bereits die Fünftklässler in der letzten Schulversammlung gemacht, als sie die „Großen“ mit selbstgedichteten motivierenden Sprüchen ins Abitur „schickten“.
Abiturprüfungsfächer
Schriftlich: Deutsch (26. April) und Mathematik (3. Mai) für alle schriftlich verpflichtend
Schriftlich (3. Abiturprüfungsfach: 28. April):
Englisch: 48
Französisch: 7
Geographie: 7
Geschichte: 4
Physik: 1
Chemie: 1
Musik: 3
Informatik: 2
Mündlich (4. und 5. Abiturprüfungsfach: 15.-26. Mai):
Englisch: 12
Französisch: 9
Latein: 6
Kath. Religion: 10
Ethik: 2
Geographie: 11
Wirtschaft u. Recht: 2
Geschichte: 37
Physik: 3
Biologie: 12
Chemie 1
Musik: 6
Kunst: 16
Sport: 19