Das BSG und sein Namenspatron Benedikt Stattler (1728-1797)

Prof. em. Dr. Alois Schmid stellte sein Buch „Benedikt Stattler. Philosoph und Theologe. Der kantige Einzelgänger“ am Benedikt-Stattler-Gymnasium vor

Nach dem Vortrag überreichte die BSG-Künstlerin Sonja Latussek Prof. Dr. Alois Schmid ihr Benedikt-Stattler-Comic

„Nicht jede Schule und nicht jede Stadt kann ein eigenes wissenschaftlich fundiertes Buch über ihren Namenspatron bzw. ihren berühmtesten Sohn in Händen halten,“ so Schulleiterin Birgit Maier und Bürgermeister Markus Hofmann. Zurecht seien das Benedikt-Stattler-Gymnasium und die Stadt Bad Kötzting stolz auf das Forschungsergebnis des emeritierten Professors für Bayerische Landesgeschichte Alois Schmid.

Dieser stellte am BSG das jüngst veröffentlichte Buch einer sehr interessierten Hörerschaft bestehend aus einer kleinen Gruppe von Ehrengästen sowie Schülern und Lehrern vor. Der Professor hatte sich im letzten Jahr der „Sache Stattler“ angenommen, nachdem in einer lokalen Zeitung die Frage aufgeworfen worden war, ob Benedikt Stattler ein geeigneter Namensgeber für das Kötztinger Gymnasium sei. Seine ersten Forschungen hinsichtlich Leben und Werk des Theologieprofessors erzielten bereits ein eindeutiges Ergebnis: „Der Name ist sogar gut geeignet, die Wertorientierung der Schule gerade in ihrer regionalen Verankerung deutlich zu machen“, so Schmid im Jahr 2020. Diese Beschäftigung mit Stattler motivierte den Professor zu einer allumfassenden Auseinandersetzung. Letztlich entstand dabei ein bemerkenswertes Buch, das aufgrund der ausgedehnten Quellenauswertung und des vorurteilsfreien Blicks des Historikers das bislang wertvollste Werk über den Namenspatron des BSG ist. Um die wichtige Veröffentlichung zu unterstützen und voranzutreiben, stellte die Stadt Bad Kötzting gerne finanzielle Mittel zur Verfügung. Wer sich einen Einblick in die durchaus spannende Materie verschaffen will, kann das Buch beim hiesigen Buchhändler Oexler erwerben.

Die Monografie Schmids ist leicht verständlich und trotz aller wissenschaftlichen Fundiertheit eine abwechslungsreiche und anschauliche Lektüre. Genau so gestaltete der Professor für Bayerische Landesgeschichte auch seinen Vortrag. In einer Mischung aus universitärer Vorlesung und schülernaher Darstellung legte er wesentliche Inhalte des Buches dar. Er zeigte nicht nur die Bedeutung Stattlers auf, sondern informierte die Hörerschaft auch darüber, wie man am Beispiel Stattlers die Entstehung von Geschichtsbildern nachverfolgen kann: Stattler, der zunächst als hoch angesehener Universitätsprofessor, Literat und Publizist (er veröffentlichte insgesamt 76 Titel, darunter Mammutwerke mit mehreren tausend Seiten) wahrgenommen wurde, gelangte nach (!) seinem Tod in den Wirkkreis der Justiz. Der Frauenmörder Riembauer zog eine völlig aus dem Zusammenhang der literarischen und moralischen Entwicklung Stattlers gerissene Passage aus einer jesuitischen Schrift aus den frühen Jahren des Theologieprofessors zur eigenen Verteidigung heran. Daraus konstruierte Paul J. A. von Feuerbauch, Rechtsgelehrter und v. a. Populärwissenschaftler, für seine belletristischen Kriminalgeschichten einen unmittelbaren Kausalzusammenhang zwischen den Schriften Stattlers und der Mordtat Riembauers. Der Jurist schreckte dabei nicht vor einer verwässernden Umformung des Quellenmaterials zurück. Diese einmal verfälschte Darstellung wurde sowohl Ende des 19. Jahrhunderts als auch im 20. Jahrhundert genutzt, um den jesuitischen Orden, dem Stattler angehört hatte, zu verfolgen bzw. in der Publizistik gezielt allgemeine Kirchenkritik zu üben.

Betreff der Frage, ob der konservative Theologe, dessen sperriger Schreibstil und seine gewählten Themen die heutige Schülergenerationen wohl von der Beschäftigung mit den Originalwerken abhält und dessen „Unverbesserlichkeit und Sturköpfigkeit“ eindeutige Charaktereigenschaften waren, als Namenspatron für ein Gymnasium im 21. Jahrhundert geeignet sei, zieht der Historiker ein eindeutiges Resümee. Sowohl in seiner Monografie als auch im Vortrag betont Schmid die Vorbildfunktion Stattlers. Sein „ungeheurer Fleiß“, eine „eiserne Beharrlichkeit“, die „Weite des Interessenshorizonts“ sowie die Fähigkeit, sich selbst weiterzuentwickeln, sind Werte, die Stattler auch heute noch als Vorbild auszeichnen. Zudem kämpfte er vehement für den Aufbau eines „staatlichen Schulwesens mit der Einführung der Allgemeinen Schulpflicht“ und gab in seinem politischen Amt als Geistlicher Rat, „was man heute fast mit einem Kultusminister vergleichen kann“, wichtige Impulse für die Volksbildung. Zuletzt nimmt Prof. Dr. Alois Schmid das Benedikt-Stattler-Gymnasium sogar in die Pflicht: „Das BSG ist die einzige Institution, die das Gedenken an Benedikt Stattler in unserer Gegenwart aufrechterhält.“  

Historiker Schmid schaffte es an diesem Nachmittag, Benedikt Stattler in die heutige Zeit, in das Bewusstsein der BSG-Schüler zu hieven. Die vielen Fragen der Jugendlichen zeigten, wie groß das Interesse am Namensgeber ihrer Schule ist. Lediglich die Abfahrzeiten der Schulbusse und Züge setzten der Veranstaltung ein Ende. Als Dankeschön für die wissenschaftliche Aufbereitung der Geschichte des Namenspatrons überreichte Schülerin und Künstlerin Sonja Latussek (Q11) Herrn Professor Schmid das Benedikt-Stattler-Comic – eine in neun Panels aktualisierte Geschichte über den Kötztinger Benedikt Stattler.  

Nach der Veranstaltung versammelten sich Stadtarchivar Clemens Pongratz, Bürgermeister Markus Hofmann, Künstlerin Sonja Latussek, Prof. Dr. Alois Schmid, Gastgeberin und Schulleiterin Birgit Maier und Buchhändler und Mitglied des Fördervereins Wilfried Oexler (v. l.) um das Gemälde, das Benedikt Stattler zeigt. Auch diese Reproduktion und der Verbleib des Originals werden in der Monografie Prof. Schmids diskutiert.

Das Schuljahr im Blick