BSG-Theater brilliert mit Jugendstück „Die Klasse“
„Ein Porträt unserer Jugend ist das“, äußert sich Theaterbesucherin Emily G. (11 a) nach der Aufführung. Als Erwachsener nickt man ergriffen, hegt aber auch die Hoffnung, dass das Stück in seiner Ballung an Problemen nur einen kleinen Teil, den tiefgründigen und eben manchmal nicht so positiven, des Teenagerdaseins abbildet. Denn die Theatergruppe um StRin Karin Kellermann brachte in Einzelszenen eine Schwere auf die Bühne, die nachhaltig unter die Haut geht.
Die Idee des Stücks basiert auf einer Vorlage von Volker Zill, doch die dargestellten Szenen wurden von den Schauspielern selbst geschrieben. Entstanden ist dabei ein in sich verwobenes Potpourri an Themen beziehungsweise Schicksalen, die Jugendliche beschäftigen und bewältigen müssen. Da ist etwa Johanna, dargestellt von Antonia S. (6c), die auf geliebte Dinge verzichten und menschlichem Verlangen widerstehen muss, um den Anforderungen im Leistungssport gerecht zu werden. Auch die Kluft zwischen Armut und Reichtum, welche Auswirkungen die Lebenswelt auf Entwicklung und Charakter haben können, wurden intensiv gespielt. Georgi (Lea R., 5b) ist der „Mann im Haus“. Seine unzähligen Aufgaben als Minijobber, Babysitter für die kleinen Geschwister und Schüler nehmen überhand. Auf der Bühne kriechen sie gefährlich auf ihn zu und drohen ihn zu verschlingen. Doch nicht nur solchen „Ausnahmen“, den sogenannten Einzelfällen, nahm sich die Theatergruppe an. Auch den Rückzug in die digitale Zockerwelt, das nicht von den Erwachsenen Ernst-genommen-Werden, Mobbing, der Umgang mit der eigenen Sexualität oder das gefährliche Aufgehen im hedonistischen Partyleben wurden thematisiert.
Die ohnehin raffinierte Ton- und Lichttechnik und das reduzierte Bühnenbild sowie die Dramatik des Stücks fanden ihren wirkmächtigen Höhepunkt als Elsa N. (Q12) die Ängste Annas im Tanz zum Ausdruck brachte. Mahnend hielten dabei immer mehr Schauspieler Plakate mit drohenden Schlagwörtern wie Mobbing, Krieg, Hass, Klimawandel, Rechtsextremismus, Versagen hoch. Dieser stumme Hilfeschrei war so laut, dass so mancher Theaterbesucher überwältigt die Tränen nicht zurückhalten konnte. Eine Schultheatergruppe, die mit einer Aufführung zu solchen Emotionen anrührt, bewegt etwas. Es bleibt nicht nur bei der punktuellen Ergriffenheit, sondern die Zuschauer entkommen einer ernsthaften Auseinandersetzung mit den Themen nicht.