Bürgermeister Hofmann las live im Lesarium vor
Die Bad Kötztinger Gymnasiasten nutzten den Bundesweiten Vorlesetag zum Zuhören und selbst Vorlesen
„Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben gelernt hat, aber das Denken anderen überlässt?“
In unseren modernen KI-Zeiten hat dieser Ausspruch von Ernst Hauschka eine neue Aktualität gewonnen. Werden wir Menschen einmal unsere Intelligenz auf Bots übertragen, so dass wir nur noch Bedienungswissen brauchen? Werden wir unsere Worte und Werke generieren lassen, anstatt sie selbst zu kreieren?
Vorlesen lassen kann man sich ja durchaus sehr gut von den Geräten; Hörbücher sind in, und das ist sicher kein Nachteil der schönen neuen Welt. Und dennoch … live vorgelesen zu bekommen, von einem, der in den richtigen Momenten Pausen setzt, ins Publikum sieht, mitfiebert, mitgruselt oder mitlächelt mit dem, was da geschrieben steht, das ist in der Tat etwas, was über die Hörkonserven hinausgeht, so gut sie auch sein mögen. Und dazu gibt es den Vorlesetag! Und auch die seit acht Jahren bestehende Tradition, dass Herr Bürgermeister Hofmann das BSG besucht, um den Fünftklässlern dieses analoge Vorleseerlebnis zu bescheren. Dieses Mal las er aus dem Jugendbuch „Dirk und ich“ von Andreas Steinhöfel ein Kapitel vor, das derart lustig war, dass sich die Kinder auf den Sitzsäcken kugelten – wozu natürlich auch der Lesestil Hofmanns beitrug. Der führte dazu, dass man sich das Chaos, das Dirk und „ich“ zu Hause in Abwesenheit ihrer Mutter veranstalteten, so unmittelbar vorstellen konnte, als geschähe es im gemütlichen Lesarium. Ob ein „Bot“ diese innige, intensive Zuhörviertelstunde auch so hinbekommen hätte? Man darf es – ganz ohne Fortschrittsfeindlichkeit gesprochen – bezweifeln.
Zumal im Anschluss auch eine vierte Klasse der Grundschule, begleitet von ihrer Lehrerin Susanne Fischer, denselben Vorlesetagszauber im Lesarium live miterleben durfte. Nun las den Viertklässlern – gekonnt und beschwingt – eine Oberstufenschülerin vor, nämlich Lena W. aus der Q12, ausgemachte Leseratte und langjähriges Mitglied im Lesariumsteam. Auch sie ließ die Weltraumflüge der beiden Romanfiguren ebenso real werden wie das Kunststück des Babys beim Windelwechseln. Um welches Kunststück es sich hier handeln könnte, kann man übrigens herausfinden, indem man entweder seine Fantasie benutzt … oder das Internet. (Ulrich Effenhauser)